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Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen

Das Fediverse - unendliche Weiten
10.11.2022
Anzahl Worte: 385

Umzug ins Fediverse

„Warum bleibst Du (noch) auf Twitter, aber für Bildungscontent nicht?“ haben mich einige gefragt. Diese Frage hat mich ehrlich gesagt als Nicht-Lehrer erstaunt. Denn bei den Sachen oben ist Hobby, Fun, Austausch mit Gleichgesinnten, wie zusammen in der Kneipe abhängen. Im Bildungsbereich müsste das eigentlich einen anderen Anspruch haben. Ich kann ja schlecht Leuten was von Digitalität, digitaltes Leben, Open Source und anderes erzählen und dann bei einem Laden bleiben, der von einem egomanischen, sprunghaften Autisten nach Feldherren-Art geführt wird, oder?

Bis zur Kaufankündigung war Twiter noch leidlich OK (obwohl das Klima spätestens mit der Einführung von quoted Retweets und der Verbreitung von Fake News deutlich schlechter wurde). Spätestens seit Oktober ist das Thema aber ein ganz anderes. Die Frage, die sich jede und jeder selbst stellen und für sich beantworten muss: willst Du als jemand, der nicht nur aus professionellem Selbstverständnis, sondern sogar vom Dienstherren beauftragt zu kritischer Medienbetrachtung bilden soll, auf einem ultra-libetären, privat betriebenen Egomanen-Spielplatz berufsbezogenene Diskussionen führen oder nicht?

Ich kann mich nicht hinstellen und sagen, wir bereiten Kinder auf die Zukunft und die Gesellschaft vor und dann bei Twitter sein als Person, die in der Bildung tätig ist. Fussball, Drinks, etc. und Privatvergnügen, alles OK. Aber Bildungsarbeit geht spätestens jetzt nicht mehr. Dann kann ich mir auch ne Payback-Karte holen und dann Datenschutz-Fobis geben.

Wenn auch nur ein kleiner Bruchteil all der Aussagen stimmen, die zu OER, Medienkompetenz, 21st century skills und anderen Dingen verbreitet werden und wie wichtig das ist, dann ist spätestens jetzt der Punkt gekommen, sich eine neue elektronische Heimat für den Austausch zu suchen. Ansonsten kann ich auch Aussagen von Lehrkräften zu den obigen Themen nicht mehr ernst nehmen.

Es ist völlig egal, was diese neue elektronische Heimat für Austausch zu Bildungsthemen werden wird, solange die Kriterien erfüllt werden, die von SuS als mündige Teilnehmer in der Digitalität gefordert werden. Wenn dazu Neues gelernt werden muss, dann ist das so. Mit jeder neue App, die durchs elektronische Dorf getrieben wird, scheint auch kaum jemand Probleme zu haben, etwas Neues zu lernen. Schließlich wird auch von SuS verlangt, offen und aufnahmefähig für neue Inhalte zu sein. Warum sollte das für Lehrkräfte anders sein? Die einzige Konstante ist der Wandel. Das Bedienen einer Applikation und die Beschäftigung mit elementaren Konzepten von Online-Netzwerken ist kein Informatikstudium.

Lizenz für diesen Post CC-BY-SA 4.0


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