
Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen
Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen
Es war wirklich nicht einfach, die 10 für mich wichtigsten Bilder auszuwählen. Diesen jetzt auch noch eine Reihenfolge zu verpassen, war nochmal eine ganz andere Herausforderung. Daher habe ich den Titeln auch keine Nummerierung gegeben. Denkt Euch einfach, das ist die ungefähre Reihenfolge in zunehmender Bedeutung für mich. 😎
Beginnen wir mit einem Bild, das zwar nahe an der Erde aufgenommen wurde, aber perfekt die Faszination darstellt, welche der “Blick von draußen” auf uns ausübt. Die Astronautin Tracy Caldwell Dyson hat mit diesem Selfie ein wunderbares Bild aufgenommen. Hätte ich die Chance auf einen Aufenthalt auf der ISS, ich glaube, ich würde die ersten vier Wochen nur in der Cupola verbringen und die Erde betrachten.
Am ersten Tag deutete jeder von uns auf sein Land. Am dritten Tag zeigte jeder auf seinen Kontinent. Ab dem fünften Tag sahen wir nur noch die Erde als den einen, ganzen Planeten.
– Ben Salman, Astronaut
Selbstporträt von Tracy Caldwell Dyson im Cupola-Modul der Internationalen Raumstation während der ISS-Expedition 24 wie sie die Erde unter sich beobachtet.
Ich fand die Idee und die Mission des Hubble Weltraumteleskops schon immer faszinierend. Als ich die ersten Bilder sah, war ich vom “Sehfehler” des Teleskops bestimmt ebenso enttäuscht wie die Astronomen. Als dann im Dezember 1993 der Reparatureinsatz einer Speace Shuttle Besatzung dazu führte, dass Hublle scharfe Bilder lieferte, war diese Aufnahme eine, die mich begeisterte. Damals fehlte in de rechten oberen Ecke ein Teil des Bildes, weil eine der Kameras eine andere Auflösung hatte. Die Abbildung hier ist ein “Remake” von 2014 mit einer neuen, besser auflösenden Kamera. Die Ausdehnung dieser Säulen beträgt vier Lichtjahre! Ein faszinierender Blick in die Tiefe des Alls und in die Entstehung von Protosternen, die sich in den Spitzen der Säulen bilden.
Die Säulen der Schöpfung ist der Name einer Formation, die mit dem Hubble-Weltraumteleskop im etwa 7000 Lichtjahre entfernten Adlernebel fotografiert wurde. Dieses hochaufgelöste Bild wurde 2014 mit der zwischenzeitlich im Hubble-Weltraumteleskop installierten Kamera WFC3 in Anlehnung an das Original von 1995 gemacht.
Es war ein schöner Plan. Das erste Mal sollte eine Grundschullehrerin als “teacher from space” aus dem Orbit berichten und live Unterricht halten. Doch für die sieben Besatzungsmitglieder
sollte der Flug von STS-51-L mit dem Tod enden. Ich saß damals geschockt vor dem Bildschirm und das Bild der ziellos weiter nach oben steigenden Booster, die den Feuerball des Shuttles hinter sich lassen, haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Dieses Unglück zeigt, dass Katastrophen passieren, wenn die Sicherheit nicht an erster Stelle eines ohnehin gefährlichen Projekts steht. Zur Analyse des Unglücks ist an vielen Stellen viel veröffentlicht worden, lasen wir es bei dem Hinweis, dass “Komplexitätreduktion durch Management-Powerpoint” kein wirklich nutzbarer Ansatz ist.
Nur 76 Sekunden nach Start explodiert im Januar 1986 das Space Shuttle Challenger. Wie sich später herausstellen wird, war die Ursache Managementversagen.
Wenn ich mit meinem Alter kokettieren möchte, erwähne ich gerne, “ich habe die Mondlandung live gesehen”. 😉 Damals holt mich mein Papa aus dem Bett und ich staunender Fünfjähriger guckte auf einem grisseligen Schwarzweiss-Bild, wie Menschen den Fuss auf einen anderen Himmelskörper setzten. Später dann die von den Astronauten mitgebrachten Fotos zu sehen, was nochmals viel faszinierender. Ich habe längere Zeit überlegt, ob ich dieses Bild für diese Liste wählen soll oder eines von den letzten Apollo-Missionen, bei denen die Astronauten sogar mit einem “Mondauto” herumfuhren. Aber diese erste Besatzung von Apollo 11 waren halt die “Ersten”. Außerdem imponiert mir die Haltung von Edwin “Buzz” Aldrin, der irgendwelchen Schwurblern, die anzweifeln, dass er im All war, gerne auch mal körperlich verargumentierte, was er von solchen Ausagen hält.
Eines der ikonischen Fotos des Apollo-Programms. Edwin "Buzz" Aldrin wird von Neil Armstrong beim Betreten der Mondoberfläche fotografiert.
Das Hubble Ultra Deep Field zeigt einen atemberaubenden Blick in die Tiefen des Universums: Tausende Galaxien, einige über 13 Milliarden Jahre alt, füllen das Bild und gewähren einen Einblick in die Anfänge des Kosmos. Jede Lichtspur stammt von Sternen und Galaxien, die Milliarden Lichtjahre entfernt sind – ein Fenster in die Vergangenheit und ein Beweis für die unvorstellbare Weite des Universums.
Eine Aufnahme einer kleinen Himmelsregion von etwa einem Zehntel des Monddurchmessers im Sternbild Chemischer Ofen südwestlich des Orion, aufgenommen vom Hubble-Weltraumteleskop über einen Zeitraum vom 03.09.2003 bis 16.01.2004. Es wurde eine Himmelsregion ausgewählt, die kaum störende helle Sterne im Vordergrund enthält und leer aussah. Das Ergebnis: Keine Leere, sondern Tausende von Galaxien, teilweise bis zu 13 Milliarden Jahre alt.
Der Blick von draußen zurück auf die Erde wurde erst mit erdbobachtenden Satelliten Realität und fasziniert seitdem die Menschen. Aufnahmen der Erde bei Nacht sind seit mindestens 25 Jahren ein Kuriosum für die Öffentlichkeit und ein Instrument der Grundlagenforschung und Wissenschaftskommunikation. Sie liefern ein Bild, das zeigt, wie der Mensch den Planeten formt und die Dunkelheit erhellt.
Diese Ansicht der Lichter der Städte auf der Erde ist eine Zusammenstellung aus Daten, die vom Suomi National Polar-orbiting Partnership (Suomi NPP)-Satelliten erfasst wurden. Die Daten wurden über neun Tage im April 2012 und dreizehn Tage im Oktober 2012 erfasst. Der Satellit benötigte 312 Umlaufbahnen und 2,5 Terabyte an Daten, um eine klare Aufnahme von jedem Teil der Landoberfläche und der Inseln der Erde zu erhalten. Diese Daten wurden dann über die vorhandenen MODIS-Blue-Marble-Bilder gelegt, um ein realistisches Bild des Planeten zu erhalten.
Wenige Astronauten erhalten heute noch die Gelegenheit, etwas völlig Neues und als erste Mensch überhaupt zu tun. Bruce McCandless hatte im Februar 1984 das Glück, die sogenannte “Manned Maneuvering Unit”, einen mit einem Stickstoffantrieb zur Steuerung ausgerüstetes Gerät zu testen, das den Astronauten größere Beweglichkeit verschafft.
McCandless schwebt dank seines MMU bei einem Außeneinsatz während STS-41-B am 7. Februar 1984 als erster Mensch frei und ohne Sicherungsleine im All.
Nach einer Flugzeit von neun Jahren nach dem Start im Januar 2006 erreichte New Horizons im Sommer 2015 die Region um Pluto.
Die Sonde New Horizons hielt sich nur etwa eine Stunde in der Nähe von Pluto auf. Alles, was die Menschheit vorher über Pluto wusste, waren schemenhafte Flecken auf einem kleinen Kreis oder ein Haufen Pixel. Nun offenbarte sich der einstige neunte Planet den Forschern als eine vielgestaltige Eiswelt, die vor mehr als vier Milliarden Jahren Gestalt annahm, aber noch in jüngerer geologischer Vergangenheit Veränderungen durch dynamische Prozesse erfuhr.
Am 13. Juli 2015, einen Tag nach dem Vorbeiflug funkte New Horizons aus 4,8 Milliarden Kilometern Entfernung dieses erste hochaufgelöste Bild des Himmelskörpers zur Erde. Und Pluto zeigte Herz: der Umriss des später nach Plutos Entdecker "Tombaugh Regio" genannten Gebiets sorgte für maximale Medienaufmerksamkeit.
Das Bild ist nicht die erste Aufnahme des kompletten Erdballs. Aber es ist eines der wenigen Bilder der voll beleuchteten Erde, das von Astronauten gemacht wurde. Allerdings traf dieses Aufnahme damals einen Nerv: zahlreiche Alternativ- und Umwelt-Bewegungen werteten die Bilder als Ausdruck eines neuen globalen Bewusstseins (beispielsweise nutzte der Whole Earth Catalog die Satellitenbilder für sein Titelbild). Dieses ursprüngliche “Blue Marble”-Bild wurde sehr populär und gilt als Sinnbild der Verletzbarkeit und Einzigartigkeit des Erdplaneten. Und es war das erste Bild der Erde, an das ich mich als damals Achtjähriger bewusst erinnern kann.
Blue Marble (auf Deutsch als "Der blaue Planet" bekannt) ist ein berühmte Foto der Erde, das die Besatzung von Apollo 17 im Jahr 1972 aus einer Entfernung von rund 29.000 km aufnahm. Das Bild wurde unter anderem im Rahmen der Umweltschutzbewegung der 1970er-Jahre auf Postern, Fahnen und T-Shirts populär. Die offizielle Bezeichnung der Aufnahme ist AS17-148-22727 und der Fotograf war Harrison Schmitt am 7. Dezember 1972 um 10:39 UTC mit einer 70-Millimeter-Hasselblad-Mittelformatkamera und einem Zeiss-80-Millimeter-Festbrennweite-Objektiv.
Es gibt diese mehr oder weniger witzige Bemerkung “es gibt einen Planeten in unserem Sonnensystem, der nur von Robotern bewohnt wird”. Das trifft es aber ganz gut. Einer davon ist Curiosity, der seit August 2012 Mount Sharp im Gale Krater untersuchte und mehr als 600 Meter Aufstieg bewältigte. Diese staubige Selfie ist eine perfekte Ergänzung zum Bild vorher und zeigt meiner Meinung nach sehr gut, warum die Träume einiger Leute von einer “Kolonie” auf dem Mars völlig unsinnig sind, denn dieser Planet ist mehr oder weniger das komplette Gegenteil zur “Blauen Murmel”, unserer Erde.
Der fotogene Mars-Rover erstellte dieses Selbstporträt am Gale Krater an Sol 2082 (dem 15. Juni 2018) mit seiner Mars Hand Lens Imager (MAHLI).
Eines der berühmtesten Bilder der Menschheit und eines der beiden, die mich am meisten berühren. Eigentlich war dieses Foto gar nicht geplant, allerdings ließ Kommandant Frank Borman das Raumschiff um seine Längsachse rotieren, kurz bevor es hinter dem Mond hervor kam. Plötzlich erschien die aufgehende Erde im Seitenfenster von Apollo 8. Bill Anders rief voller Begeisterung “Oh, my God! Look at that picture over there! Here’s the Earth coming up. Wow, is that pretty!” Nachdem Bill Anders ein Schwarz/Weiss-Bild geschossen hatte, rief er James Lovell und Frank Borman zu, “schnell, einen Farbfilm – irgendeinen!” und machte das berühmte Bild sowie eine weitere Aufnahme der Erde. Das erste Mal, dass die Menschheit einen Blick von außen, aus über 300.000 km Entfernung auf das “Raumschiff Erde” werfen konnte, klein und zerbrechlich im Weltraum.
Earthrise (englisch für Erdaufgang) ist der Name des NASA-Fotos mit der offiziellen Kennung AS8-14-2383HR, aufgenommen von William Anders am 24. Dezember 1968 während des Fluges von Apollo 8. Das Bild wurde während der vierten von zehn geplanten Umkreisungen des Monds mit einer Hasselblad-500-Kamera, Brennweite 250 mm, fotografiert und gilt als eines der berühmtesten Fotos der Menschheit. Für das Farbfoto wurde 70 mm Kodak Ektachrome-Film verwendet. Das Foto war ursprünglich mit dem Mondhorizont in der Vertikalen aufgenommen worden, das Bild wird jedoch meistens um 90 Grad gedreht dargestellt.
Eines der bekanntesten Bilder der Raumforschung und meiner Meinung nach gleichzeitig eines mit der größten philosophischen Wirkung. Aus einer Entfernung von 6 Milliarden Kilometern aufgenommen, damals die größte Entfernung, aus der jemals ein Bild der Erde aufgenommen wurde. In den Strahlen, die durch die Einstrahlung des Sonnenlichts auf die Kameraoptik entstanden, schwebt die Erde als winziger heller Punkt in der Weite des Alls. Das Bild geht auf eine Anregung des Wissenschaftlers Carl Sagan zurück. Nach der Erreichung der Missionsziele wurde Voyager 1 um 180 Grad gedreht und blickt ein letztes Mal in Richtung der Planeten zurück. Danach wurden die Kamerasysteme dauerhaft deaktiviert. Und wer sollte besser beschreiben, was ich beim Betrachten dieses Bildes empfinde, als der Urheber jeder wunderbaren Idee eines kosmischen “Abschiedsfotos”, Carl Sagan selbst.
“Wir haben es geschafft, dieses Bild aus dem Weltraum aufzunehmen, und wenn man es betrachtet, sieht man einen Punkt. Das ist "hier". Das ist unsere Heimat. Das sind wir. Darauf hat jeder, von dem ihr jemals gehört habt, jeder Mensch, der jemals gelebt hat, sein Leben verbracht. Die Summe all unserer Freuden und Leiden, Tausende von selbstbewussten Religionen, Ideologien und Wirtschaftslehren, jeder Jäger und Sammler, jeder Held und Feigling, jeder Schöpfer und Zerstörer von Zivilisationen, jeder König und Bauer, jedes verliebte junge Paar, jedes hoffnungsvolle Kind, jede Mutter und jeder Vater, jeder Erfinder und Entdecker, jeder Moralprediger, jeder korrupte Politiker, jeder Superstar, jeder oberste Anführer, jeder Heilige und Sünder in der Geschichte unserer Spezies, lebte dort auf einem Staubkorn, das in einem Sonnenstrahl schwebt. Die Erde ist eine sehr kleine Bühne in einer riesigen kosmischen Arena. Denkt an die Ströme von Blut, die von all diesen Generälen und Kaisern vergossen wurden, damit sie in Ruhm und Triumph die vorübergehenden Herren eines Bruchteils eines Punktes werden konnten. Denkt an die endlosen Grausamkeiten, die die Bewohner einer Ecke des Punktes an den kaum unterscheidbaren Bewohnern einer anderen Ecke des Punktes verübten. Wie häufig ihre Missverständnisse, wie begierig sie darauf sind, einander zu töten, wie leidenschaftlich ihr Hass ist. Unser Gehabe, unsere eingebildete Wichtigkeit, die Illusion, dass wir eine privilegierte Position im Universum einnehmen, werden durch diesen blassen Lichtpunkt in Frage gestellt. Unser Planet ist ein einsamer Fleck in der großen, alles umhüllenden kosmischen Dunkelheit. In unserer Unscheinbarkeit – in all dieser Weite – gibt es keinen Hinweis darauf, dass Hilfe von anderswo kommen wird, um uns vor uns selbst zu retten. Es liegt an uns. Man sagt, dass Astronomie eine Erfahrung ist, die einen demütig stimmt und, wie ich hinzufügen möchte, den Charakter formt. Meiner Meinung nach gibt es vielleicht keine bessere Demonstration der Torheit menschlicher Einbildung als dieses entfernte Bild unserer winzigen Welt. Für mich unterstreicht es unsere Verantwortung, freundlicher und mitfühlender miteinander umzugehen und diesen blassblauen Punkt, die einzige Heimat, die wir je gekannt haben, zu bewahren und zu schätzen. “
– Carl Sagan
"The Pale Blue Dot" ist ein Foto der Erde, das am 14.02.1990 von der NASA-Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von 6 Milliarden Kilometern von der Sonne aufgenommen wurde. Die Weitwinkelaufnahme der Sonne wurde mit dem dunkelsten Filter und der kürzestmöglichen Belichtungszeit (5⁄1000 Sekunden) aufgenommen, um eine Überbelichtung zu vermeiden, da die Kamera direkt Richtung Sonne blickte. Zum 30. Jahrestag des ikonischen Bildes wurde 2020 eine aktualisierte Version veröffentlicht, bei der moderne Bildverarbeitungssoftware und -techniken zum Einsatz kamen, wobei versucht wurde, die Originaldaten und die Absicht derjenigen, die die Bilder geplant hatten, zu respektieren. Das überarbeitete Bild wurde von Kevin M. Gill, einem JPL-Ingenieur und Bildverarbeitungsenthusiasten, unter Mitwirkung von zwei der ursprünglichen Planer des Bildes, Candy Hansen und William Kosmann, bearbeitet.
Dankeschön für das Lesen und Betrachten der Bilder! Jetzt bist Du gefragt. Was sind Deine besten, bewegendsten, brillantesten Bilder des Weltraums? Schreib etwas dazu auf Deinem Blog, poste einen Social Media Post oder veröffentliche etwas anderes und kommentiere es hier. Ich werde dann die einzelnen Beiträge hier verlinken. Lasst und eine Blogparade starten und zeigen, wie schön der Weltraum sein kann und wie klein und zerbrechlich unsere Erde ist.
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