Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen
Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen
Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Hunde sind meine erste Erinnerung an Tiere im Haushalt. Mein Vater war großer Schäferhund-Fan, aber zum Schulbeginn bekam ich einen Hund geschenkt. Gero kam aus dem Bayerischen Wald, eine Mischung aus Wolfsspitz, altdeutschem Schäfer und angeblich (Teil der Familienlegende, ich werde es nie erfahren 😎) einem Viertel echter Wolf, der “on the road” war. Wir hatten etwa 11 wunderbare Jahre zusammen.
Als ich meine Frau kennenlernte, war es das erstmal mit Hunden, denn Andrea hat(te) eines Hundephobie. Sie konnte sich nicht mehr an den Grund erinnern, aber in Gegenwart eines Hundes fühlte sie sich deutlich unwohl. Als wir dann 1995 in eine Haushälfte mit großem Garten “auf dem Land” zogen, wurden wir beide daher erst einmal für über 20 Jahre “Katzenpersonal”. 🤣
Als Neko in die ewigen Mäusejadgründe wanderte, begann unsere Tochter mit dem Langzeitprojekt “Hund”. Strategisch geplant, langsam steigernd und komplett professionell, inklusive Präsentationen und “ihr werdet überhaupt nicht bemerken, dass ich einen Hund habe”. 😎 Die Kampagne lief über vier Jahre und Ende 2021 hatte sie uns soweit. Andrea und ich kapitulierten.
Also würde ich mich wieder um einen Hund kümmern bzw. erst einmal einen aussuchen, der in das “Anforderungsprofil” passen würde. Anfängerhund, Allergiker-geeignet, kein Revierverhalten, familienfreundlich, nicht zu groß, aber intelligent und nicht größer als etwa 30-35 cm (aber mindestens 20-25, aussehen wie ein Hund sollte das Tier schon 😆).
Schließlich fiel die Entscheidung auf einen Hybriden aus Malteser und Zwergpudel. Diese “Maltipoos” waren offenbar ideal für uns, blieb nur noch die Suche nach einem Züchter.
Um es kurz zu machen, während der Corona-Pandemie war das nochmal eine Stufe schwieriger als sonst und nein, wir wollen keine 3500 Euro für einen Welpen zahlen. Ich wollt einen einzelnen Hund und nicht die ganze Zucht kaufen! Schließlich hatte das Schicksal ein Einsehen und wir fanden eine Familie, die sogar gar nicht weit entfernt Maltipoos züchtete – die Familie der Schwester einer guten Schulfreundin! Ein echter Niederbayer: “Chico von der Isarhöhe”. 🤗 Die Frage nach “kann der Hund?” kam dann gar nicht auf, da die Frau des Züchters wusste, dass ich mit mehreren Hunden aufwuchs und mit den Vierbeinern umgehen konnte. Also auf und mit der aufgeregten Tochter und der noch aufgeregteren Frau die Welpen besuchen, die am 27. September 2021 zur Welt kamen.
“Papa, wie weiss ich denn, welcher der richtige ist?”, wollte die Tochter wissen. Ich erzählte, dass sie sich einfach ruhig zu den Welpen sitzen sollte, aufmerksam sein und dann den Welpen nehmen, der als erstes Vertrauen fasst und zu ihr kommt. Genau so war es dann auch. Eine Woche später führen wir Anfang Dezember wieder hin und holen den Kleinen ab. “Er heißt Chico, ganz offiziell Chico von der Isarhöhe”, meinte der Züchter. Der Name blieb. 😎
“Oh, so gefährlich sieht er ja gar nicht aus, richtig lieb”, meine Andrea, als sie die zwei Handvoll Hund das erste Mal im Arm hielt. Alles OK!
So kam Chico zu uns. Nun kam die erste Erziehungsaufgabe: der Hund muss stubenrein werden. Also wurde die Wohnung mit saugenden Tüchern gepflastert, die üblicherweise in Altenheimen auf der Matratze zum Einsatz kommen (der 100er-Pack kostete da nicht mal ein Drittel des Preises aus dem Heimtierbedarf!). Ich habe bis dahin in über 30 Jahren mit Andrea nicht einmal auf der Couch geschlafen 😉 aber hier tat ich es die nächsten drei Wochen! 😆 Alle zwei, drei Stunden aufstehen oder noch öfter, wenn der kleine Kerl winselt und dann raus zur Böschung, warten. Macht im Dezember und nachts wirklich jede Menge Spaß!
Chico hat dann auch nach zwei Wochen schnell versucht, aus der Schlafbox auszubrechen und sich entsprechend bemerkbar gemacht. Erste Erinnerungen an die Zeit, als unsere Tochter die ersten Wochen auf der Welt war, tauchten in meinem Hirn wieder auf. Aber es funktionierte, nach etwas über drei Wochen machte sich Chico bemerkbar, wenn er raus musste! Geschafft!
An eines hatte ich dabei allerdings nicht gedacht. Nicht unsere Tochter war nun die Bezugsperson von Chico, sondern meine Wenigkeit. 😆 War ja klar, ich arbeitete von zuhause, war immer da, verbrachte die Nacht mit Chico (nach drei oder vier Wochen blieb die Schlafbox offen und manchmal schlief er bei mir auf der Couch) und so wurde ich zum “Rudel-Chef” befördert. 🤗
Natürlich hängt Chico auch sehr an Frau und Tochter und es gibt rührende Bilder (die hier aus Gründen nicht gezeigt werden), bei der Welpenschule waren die Damen mindestens so oft wie ich und auch der Hundekurs war eine Aufgabe für die ganze Familie. Dennoch bemerkt man, dass ich immer noch der “Alpha-Armin” bin 😎
Heute hat Chico seinen vierten Geburtstag! Die Zeit verging so schnell und wir haben so viel erlebt, ich bin glücklich, dass wieder ein Hund in meinem Leben ist. Natürlich war die Zeit mit der Katze auch schön, aber bei Katzen bist Du Personal, bei Hunden bist Du ihr Lebensmittelpunkt. Wir haben zusammen die Flutmulde aufgemischt, freundliche und unfreundliche Hunde kennen gelernt, Chico machte Bekanntschaft mit dem Tierarzt (mag er nicht so wirklich), tobte mit uns durchs Wasser, lag am Strand und ich möchte keinen Tag vermissen, auch wenn Du bei Mistwetter mit dem Vierbeiner raus musst. Für so einen Tastaturkrieger wieder mich ist Chico eigentlich ein Gesundheitsmittel!
Also alle Gute zum Geburtstag, Herr Chico von der Isarhöhe! Ad multos annos!
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