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Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen

Vespa in Italia 2025 — Teil 1
27.06.2025
Anzahl Worte: 1554

Dieser Post ist der erste Teil einer kleinen Reihe über die Italien-Tour 2025, die ich nach und nach veröffentlichen und dann auch hier verlinken werde.

Eine Woche mit der Vespa – wo will ich hin und was macht Sinn?

Auch dieses Jahr steht eine längere Tour mit der Vespa an. Bella Italia wartet und nach Südtirol und dem Gardasee/Verona sollte es dieses mal eine “große” Tour werden. Die 300GTS war im Mai beim TÜV und beim 24-Monate-Kundendienst, fahrzeugtechnisch war also alles vorbereitet, inklusive Einbau einer Ölwanne mit Sichtfenster. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Vespa Store Landshut für die Betreuung von “il Vespone”! Jetzt bleib nur noch die Frage, “wo soll es denn hingehen”?

Eine Art von Pilgerreise

Eine Pilgerreise? Mit einer Vespa? Ja, natürlich. Ich hatte mir schon vor zwei Jahren beim Kauf vorgenommen, die rote Dame einmal nach Pontedera an den Ort ihrer Entstehung zu bringen, in die nördliche Toskana. Vor allem, um das “Museo Piaggio” dort zu besuchen. Damit war ein Punkt der Reise örtlich festgelegt.

Das Piaggio-Museum in Pontedera

Freunde treffen mit der Vespa

Ein zweiter Punkt stand zeitlich fest: am 24. Juni musste ich Mittags in Pisa sein. Ich konnte einige Online-Freunde aus meiner Italien-Bubble zum Mittagessen treffen, weil Simone dankenswerterweise die Organisation übernommen hatte. So würde ich dann eine Handvoll Leute endlich mal persönlich treffen, die ich vorher nur online aus dem Fediverse kannte. 🤗

Im tiefen Süden

Aber wie weit südlich war der Plan realistisch? Ich wollte zumindest bis Marina di Bibbona kommen, südlich von Cecina. Dort waren wir schon einige Mal im Urlaub, aber mit der Vespa wäre das nochmal etwas anderes. Vielleicht könnte die Reise noch weiter südlich führen, bis Marina di Grossetto und vorher Follonica, damit ich wirklich sagen kann, “oggi sono stato al mare in Vespa” (heute war ich mit der Vespa am Meer).

Wie lange pro Tag wo hin?

Der Rest der Reise war im Prinzip frei planbar. Ich wollte allerdings auch nicht nur die Sitzbank platt drücken, sondern auch Gelegenheit für den einen oder anderen Schlenker oder eine kleine Besichtigung am Weg haben. Alles über 300 Kilometer am Tag würde echt Arbeit werden, also war das eine der Planungsgrößen. Für alle, die selbst eine Tour mit dem Roller planen (oder dem Motorrad) hat der ADAC hier einen guten Artikel: Streckenlänge für die Motorradtour: Wie viele Kilometer pro Tag?

Für Motorroller (und ich schreibe hier von mind. 125ern, besser 250er oder 300er) sind die Angaben eher am unteren Rand anzusetzen. Unterschätzt nicht den Bedarf an Pausen und überschätzt nicht Eure Durchschnittsgeschwindigkeit (50km pro Stunde auf italienischen Landstrassen ist realistisch). Meine 300er darf auf die Superstrada (Schnellstrassen) und sogar auf die Autostrada (die Autobahn), damit ist auch mal ein kurzer “Zwischensprint” drin, um Strecke zu machen. Für 125er fällt das alles flach.

Ich bin froh, eine moderne Vespa zu fahren. 😉 Wie hat mir jemand auf der Reise gesagt? “Die alten Vespas sind zum Schrauben und als Kapitalanlage, die modernen Vespas sind zum Touren fahren” 😎 Ich will niemand aus dem “club vespe vecchie” (Club der alten Vespas) zu nahe treten, aber es ist äußerst beruhigend, dass ich für einen Trip von über 2000 Kilometern nicht einen halben Werkzeugkasten und Ersatzteile mitschleppen muss. Klar kann ich die Tour auch mit einer alten Vespa machen, dann sind das aber zwei Wochen statt einer, schon weil jegliche Schnellstrasse wegfällt und bei den alten alles unter einer 180er auch ein anderes Marschtempo schafft.

Abfahrt war der 20. Juni, damit hatte ich vier Tage bis Pisa und so stand auch die “Richtung” der Reise fest: im Uhrzeigersinn runter, zuerst durch den Apennin und die Toskana und dann westwärts bis ans Meer und hoch nach Livorno bzw. Pisa. Schließlich am 24. nach dem Essen die Rückfahrt beginnen und dabei die Po-Ebene weiter östlich durchqueren.

Der Reiseplan

Damit hatte ich nach etwas Grübeln und Basteln auf der Karte folgenden Plan:

  • Tag 1: Landshut bis Rovereto
  • Tag 2: Rovereto bis in den Apennin
  • Tag 3: Vom Apennin bis nach Siena
  • Tag 4: Von Siena bis irgendwo vor Pisa
  • Tag 5: Von Pisa bis irgendwo nördlich des Apennin
  • Tag 6: Von nördlich des Apennin bis irgendwo beim Brenner
  • Tag 7: Vom Brenner zurück nach Landshut

Das bedeutet aber auch, dass es (wie auf jeder Tour) eine “tappa da merda” (eine Scheiss-Etappe) geben würde. Hier gleich der erste Tag, mit etwa 410 Kilometer schon deutlich oberhalb der Streckenempfehlung, also entsprechend viele Pausen einplanen. Aber irgendwas ist ja immer. 😎

Der Routenplan pro Tag

  • Blau = Tag 1
  • Orange = Tag 2
  • Pink = Tag 3
  • Blau = Tag 4
  • Gelb = Tag 5
  • Weiss = Tag 6
  • Pink2 = Tag 7

Den Blechesel bepacken

Was muss mit auf die Reise? Ich hatte folgende Sachen dabei.

Top Case

Platz für die Bikerjacke bzw. Biker-Jeans und Reserve für Einkäufe oder Getränke

Sitzbankfach

Da war die Regenkleidung drin inkl. Regen-Gamaschen und Regen-Handschuhe (mitnehmen bedeutet, Du brauchst es nicht 🤗), die Verbandstasche, zwei Ersatzhandschuhe, das Bordwerkzeug und eine Warnweste.

Gepäckrolle

Ich habe eine Gepäckrolle mit einer Kapazität von 40 Litern, die vor das TopCase auf den Sozius-Platz geschnallt wird. Da war alles an Klamotten drin für die Woche, ein kleiner Medikamentenbeutel, ein Paar Sneakers un die Tasche mit Rasierer, Toilettensachen, den Ladegeräten und Kabeln.

Tunneltasche

Da war das iPad und die Kameras drin, eine Powerbank und meist eine Flasche Mineralwasser. Mit der Tunneltasche bin ich aufgrund der Befestigung noch nicht so zufrieden. Alles, was echt gut für die Vespa passen würde und keine “Universaltasche” ist, hat aber auch horrende Preise.

So sieht die Vespa aufgeladen aus

Der einzige Nachteil der Gepäckrolle: bei jedem Tankstop muss die runter und dann wieder drauf, weil der Tankstutzen unter der Sitzbank liegt. Aber durch die Verspannung mit vier Gurten und Schnellverschlüssen ist das eine Sachen von weniger als 30 Sekunden.

Navi? Ist im Kopf und zur Not auf dem Smartphone. Ich habe mit Absicht kein Navigationsgerät dabei, denn ich wollte “auf Sicht” fahren und habe mir am Abend jeweils für den nächsten Tag eine ungefähre Route ausgearbeitet und die wichtigsten Orte und Strassen-Nummern gemerkt. Klar, das führt ab und zu mal zu einem verkehrten Abbiegen oder einem kleinen Schlenker, aber das hat auch den Reiz des Entdeckens neuer Routen. Richtig verfahren, also mehr als ein paar Kilometer, sollte ich mich tatsächlich nur zwei Mal in dieser Woche. Das war allerdings einmal die tolle Beschreibung zu einer Unterkunft (manche wollen wohl nicht gefunden werden 😆) und beim zweiten Mal sprang ein guter Caffè Macchiato dabei raus und eine schöne Landstrasse.

Blick auf die Brenner-Staatsstrasse

Österreich, der Tankstop zwischen Bayern und Italien 😉

Ich war bei der letzten Tour durch Österreich auf Landstraßen unterwegs in Richtung Brenner und es war – öde! Du fährst auf der B171 mit Tempo 40 durch Orte oder Industriegebiete und der Reiz der Landschaft (zwischen Autobahn und Inn) hält sich ebenfalls in Grenzen. Also habe ich beschlossen, dieses Mal ein “digitales Pickerl” zu besorgen und die Strecke zwischen Kufstein Süd und Innsbruck Süd jeweils auf der Inntal-Autobahn zu fahren. Maximal gilt dort sowieso Tempo 100, sehr oft dank Baustellen aber auch 60 oder 80, für die Vespa also kein Problem. Ungefähr eine Stunde gegenüber mehr als der doppelten Zeit auf der Landstrasse, das ist es auf jeden Fall wert.

Und generell – Fahren in Italien?

Ich war das erste Mal vor zwei Jahren im Sommer mit der Vespa in Italien und habe gelernt, dass Du Dich einfach umstellen musst und mit dem Roller fahren musst wie alle anderen Italiener. Fährst Du wie in Deutschland, brichst Du das mentale Modell, dass Autofahrer von den “motorini” haben und das führt zu Unsicherheit und ist damit eher gefährlicher. Das beste Erlebnis damals war ein Motorradfahrer, der mir beim Stau in einem Kreisverkehr auf die Schulter tippte und meinte: “Tedesco, eh?” ALs ich bejahte, meinte er, “fahr mir nach, ich zeig Dir, wie man in Italien mit Roller und Motorrad fährt, das wird sonst nie was”. 😉

Dennoch musst Du mit dem Roller noch aufmerksamer sein als mit dem Auto. So wie Autofahrer darauf gefasst sind, dass anderer sich “unkonventionell” verhalten, solltest Du das auch tun. Hier wird nicht nach Schildern gefahren, sondern so, dass nichts passiert. Ein Beispiel, warum Aufmerksamkeit und Rücksicht wichtig ist

Mir war von Anfang an klar, dass das erste Auto rausfährt und das zweite nicht da stehen bleibt, nur weil ein Roller daherkommt. Insgesamt ist mir (auch mit dem Auto) das Fahren in Italien aber lieber als in Deutschland. Weniger hektisch, weniger stur, mehr kooperativ und situativ statt auf Schildern und Paragraphen beharrend.

Los geht’s

Die letzten zwei Wochen vor der Rout hatte ich immer wieder alle möglichen Wetterdienste befragt und auf halbwegs gutes Wetter gehofft. Dass es dann eine Woche lang pure Sonne und mehr als 30 Grad werden sollte, konnte ich nicht erwarten und war freudig überrascht. Eine richtige Sommer-Tour – Sole, Scooter, Strade!

Die nächsten Blogposts erzählen dann (auch als “note to self”) von den einzelnen Etappen und enthalten auch mehr Fotos von Unterwegs!

Tags: vespa travel

Lizenz für diesen Post CC-BY-SA 4.0


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