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Zollkiesel statt Meilensteine
Digitaler Zettelkasten eines chronisch Neugierigen

Vespa in Italia 2025 — Teil 4
05.07.2025
Anzahl Worte: 1241

Die anderen Teile des Reiseberichts

Vespa-Tour 2025 — Tag 3

Erst Kaffee und Frühstück, dann Kurven bis zum Abwinken

Als ich aufstehe und nach draußen sehe, bemerke ich, dass es in der Nacht tatsächlich geregnet haben muss! Allerdings lockern die Wolken schwon wieder auf. Sehr schön, ich muss für das Frühstück nämlich einmal zwei Häuser weiter zur “Panificio Fratelli Lanzarini” – dort gibt es mit einem Gutschein vom Hotel Frühstück. Warum nicht den sehr guten Bäcker gleich ums Eck nutzen, witzige Idee.

Frühstück in der Panificio Fratelli Lanzarini gleich ums Eck

Nach dem Früstück auschecken und die Vespa kurz trocken wischen (waren ja nur ein paar Tropfen) wieder bepacken und es kann weiter gehen. Der Plan für heute: durch den Apennin, um florenz rundum und dann die SR222, die “Chiantigiana” entlang bis nach Siena.

Alles wieder aufgeladen, es kann weiter gehen

Ich tanke nochmal am Ortseingang von Vergato und biege dann ab auf die SP24 in Richtung Piandisetta. Die kurvt sich nach oben und gibt den Blick frei auf die Landschaft des Apennin.

Der Ausblick von oberhalb Vergato auf die Landschaft des Apennin

Der übliche Landstrassenverlauf im Apennin (und nicht nur da, sondern auch auf weiten Teilen der übrigen Strecke) sieht in etwa so aus wie das Stück gleich nach Vergato. 😎

Kartenausschnitt bei Vergato mit dem Verlauf der SP24

Unter der Woche und Vormittags unterwegs zu sein, in einem Gebiet, dass nur wenige Zweirad-Touristen befahren, ist es etwas Wunderbares. Gutes Wetter, saubere Strassen und schöne Kurven, was willst Du mehr?

Die SP24 von Vergato nach Piandisetta irgendwo bei Carviano

Ein schneller Sprint um Florenz herum

So geht es eine ganze Zeit runter Richtung Süden über die kleinen, kurvigen Strassen des Apennin bis nach Prato und dann in Richtung Florenz. Ich habe keine Lust auf Stadtverkehr und möchte das Gegondel von Vergato bis hierher aufholen, also stelle ich “il Vespone” bei Firenze Nord auf die A1, die “autostrada del sole”. Die macht heute bei 35 Grad ihrem Namen alle Ehre, aber ich schwimme mit Tempo 100 einigermaßen im Verkehr mit und umrunde Florenz relativ schnell, um dann bei Florenz Nord die Autobahn wieder zu verlassen. Von dort nach Grassina, wo die Chiantigiana beginnt.

Die Chiantigiana

Die SR222, die legendäre “Chiantigiana”, zählt zu den schönsten Panoramastraßen Italiens. Auf rund 70 Kilometern schlängelt sie sich von Florenz bis nach Siena durch das Herz des Chianti-Gebiets – vorbei an sanften Hügeln, endlosen Weinbergen, Olivenhainen und imposanten Zypressenalleen. Malerische Orte wie Greve, Panzano, Radda und Castellina in Chianti laden zu spontanen Stopps ein. Hier zeigt sich der Traum der Toskana von seiner schönsten Seite.

Da die etwa 70 km je nach Verkehr und Pausen zum Bestaunen der Landschaft in etwa eineinhalb bis zwei Stunden durchfahren werden, habe ich seit Jahren meine “Variante Arminio” der Chiantigiana, da die ersten Kilometer von Grassina nach Strada in Chianti noch nicht so interessant sind. Die unten gezeigte Karte zeigt in Orange den Verlauf der SR222 zwischen Grassina und Greve in Chianti, meine Variante in blau nimmt ab Grassina die SP56 in Richtung Figline Valdarno, dort dann die SP16 in Richtung Greve und biegt nach Dudda auf die SP66 nach Strada in Chianti ab. Mehr Landschaft, mehr Kurven, weniger Verkehr, weniger Touristen!

Die »Variante Arminio« der SR222-Tour, mehr Kurven, mehr Toskana

Die 16km von Grassina nach Figline werden heute dadurch nochmal schöner, dass offenbar eine Oldtimer-Rallye läuft, die ebenfalls die SP56 nimmt und ich sehe jede Menge Fahrzeuge aus den 60ern, 70ern und 80ern. In Dudda bleibe ich kurz für ein Streckenfoto stehen und dann geht es weiter.

Nach Dudda rechts abbiegen auf die SP66 mnicht vergessen! 😎

Auf der SP66 bietet sich ein wunderbarer Blick nach dem anderen auf die toskanische Landschaft. Bei diesem guten Wetter blickt man von La Panca runter bis in die Ebene von Florenz.

Auf der SP66, Blick bei La Panca in Richtung Norden und Florenz

Trotzdem weiß ich, dass die Konzentration immer beim Verlauf der Strasse liegen muss, denn manche Stellen des Straßenbelags sind abenteuerlich, die Kurven eng und die Einheimischen gehen davon aus, dass alle auskennen, die hier fahren. 😆 Also zum Fotos machen besser anhalten und absteigen!

Fotostopp auf der SP66 in Richtung Strada in Chianti

Nach Strada folge ich dann wieder dem Verlauf der SR222 und gondle langsam hinter Autofahrern aus Schweden, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und dem einen oder anderen italienischen Fahrzeug her, die alle ihrer Leidenschaft für die Toskana frönen. Ab und zu, wenn einer der “Flachland-Touristen” gar zu zaghaft ist, überholen sowohl die Italiener als auch ich. 😉

Bei Castellina liegt an der SR222 ebenfalls ein “punto panoramico”, an dem sich halten und gefahrlos Fotos schießen lassen. Die Zypressen, die wie Wächter an der Strasse stehen, sind ein beliebtes Fotomotiv und auch die schwarzen NCC-Vans mit den Touris halten hier mehrfach, während ich Pause mache. Das “NCC” steht für “noleggio con conducente”, also Leihwagen mit Chauffeur und diese private Luxusflotte der schwarzen Vans mit Fahrern im Business-Look wird gerne von amerikanischen oder asiatischen Touristen gebucht, so eine Art “Edel-Uber”.

Die Zypressenwächter an der SR222 bei Castellina

Blick vom punto panoramico aus in Richtung Castellina

Über Quercegrossa und die Vororte von Siena fahre aus dem Nordern nach Siena rein und die rote Dame hat ebenso Durst wie ich. An der “Umgehungstrasse"Papst-Strasse” (der Viale Giovanni Paolo II) ist eine Q8, an der ich schon einige Male mit dem Auto getankt habe. Zur Q8-Tanke gehört auch eine Bar mit Bisto, also wird das hier eine “Standard-Pause” 😎

Standardpause mit Brioche, Doppio machhiato und Fanta

Fun fact: ich kann bei den Bezahlautomaten an den Tankstellen eigentlich nie mit Scheinen zahlen, denn 10 Euro sind zu viel, meistens bedeutet volltanken in etwa 9 Euro! 😁

Zum Sightseeing fahre ich noch ein bisschen “nach Gefühl” durch Siena durch und finde prompt nicht nach San Marco runter, um unter der Tangenziale durch auf die SS73bis zu kommen. Macht nix, Siena ist schön und nach einem kurzen Stück auf der Umgehungsstrasse finde ich die richtige Route in Richtung Costalpino. Noch ein paar Kilometer auf der SS73 und immer schön den Schildern “Aeroporto Ampugnano” nach biege ich auf die SP105 ab und fahre Richtung Flughafen, der vor knapp 100 Jahren als Militär- und Ausbildungs-Flugplatz gegründet wurde. Kurz davor ist mein Platz für diese Nacht, das B&B “Casa in Campagna"mit dem Ristorante “Il Grillo Moro”.

Angekommen für heute und Erholung im Schatten des Casa in Ccampagna

Sehr netter Empfang bei der Rezeption, haufenweise Auszeichnungen von Tripadvisor und anderen Plattoformen an der Wand. Die Katze des Hauses lässt mich nach einem misstrauischen Blick die Treppe zu den Zimmern passieren.

Blick aus dem Fenster, herrlich!

Auspacken, duschen, umziehen und dann das in toskanischem Landhausstil gehaltene und sehr hübsche Zimmer (mit Klima und allem) wieder verlassen und in aller Ruhe einen Sprizz genießen, mit Frau und Tocher telefonieren und mich auf das Abendessen freuen.

Erholung nach einer wunderbaren Tagesetappe

Zum Abendessen nur soviel: Hinfahren! Durch die Karte probieren! Exzellent und bezahlbar!

Impressionen vom Abendessen im Grillo Moro

Falls Ihr die Fahrt nachverfolgen wollt, hier ein kleines Video von rumbo.world zur Strecke dieses Tages.

Tags: vespa travel

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